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Mit Eigeninitiative gegen Fachkräftemangel

Fachkräftemangel betrifft nicht nur die Schweiz. Auch deutsche Verpackungs- firmen suchen meist ergebnislos nach qualifizierten Technikern und Ingenieuren. Die Verpackungsmaschinenfirma Transnova Ruf setzt deshalb auf ein eigenes Modell für die Ausbildung von Fachkräften, das nachahmenswert sein könnte.

Die in D-Ansbach ansässige Verpackungsmaschinenfirma Transnova Ruf GmbH (CH-Vertretung: Zellwag AG) entwickelt und baut robotergestützte Endverpackungsund Palettieranlagen. Der geschäftsführende Inhaber Dr. Klaus-Peter Ruf beschreibt die Anforderungen an Verpackungsmaschinen- hersteller so: «Manuelles Verpacken ist zu zeit- und kostenaufwändig, unflexibel und viel zu fehleranfällig, wenn es um schnelle Produkt-, Modell- und Formatwechsel geht. Der Markt verlangt jedoch zunehmend flexible Fertigungsanlagen für schnelle Produktwechsel – das lässt sich nur mit vollautomatischen Verpackungslinien und einer hohen Integrationsdichte von Industrierobotern realisieren.»

Inhouse-Bildungsoffensive

Um solche Verpackungsmaschinen und -anlagen zu planen und zu bauen, benötigen Verpackungsmaschinenfirmen Spitzenkräfte, die aus der Praxis kommen und Ideen und Konzepte in reale Projekte umsetzen können – Kräfte, die es so am Markt nicht gibt. Deshalb startete Ruf vor über sieben Jahren eine eigene Ausbildungsoffensive. Der Erfolg gibt ihm Recht: Alle wichtigen Positionen konnte er in den letzten vier Jahren aus diesem Bildungs-Pool besetzen. Basis für die Ausbildung ist dabei die Berufslehre zum Mechatroniker oder zur Mechatronikerin. Diese Berufslehre entspricht in der Schweiz derjenigen zum Automatiker/ zur Automatikerin. Die Auszubildenden beiten im letzten Lehrjahr bereits an realen Projekten mit, erstellen kleinere Roboterprogramme und nehmen Servomotoren in Betrieb. Nach erfolgreich abgeschlossener Berufslehre vertiefen sie zwei Jahre ihre Berufspraxis in der Produktion und bei Inbetriebnahmen.


Weiterbildung mit Weiterzahlung

Der nächste Ausbildungsschritt führt zum Techniker der Mechatronik. Die frischgebackenen Techniker arbeiten zunächst zwei Jahre in der Praxis und übernehmen Verantwortung für Teilprojekte, programmieren Steuerungen und Roboter, integrieren Visionsysteme, konstruieren Mechanik- und Elektrokomponenten. Weiter realisieren sie Versuchsaufbauten im Technikum und führen Inbetriebnahmen vor Ort durch. Nach diesen zwei Jahren bietet das Unternehmen geeigneten Kandidaten ein Fachhochschulstudium zum Ingenieur der Mechatronik an.


Sowohl bei der Weiterbildung zum Techniker als auch während des Ingenieurstudiums sind die Kandidaten durch ein Stipendium mit Lohnfortzahlung sozial abgesichert. Als «Werksstudenten» haben sie einen weiteren Vorteil: Der Kontakt zum Unternehmen und zur Praxis reisst nie ab, da sie während der Semesterferien an ihren Arbeitsplatz zurückkehren. Im Gegenzug verpflichten sich die Stipendiaten, nach Beendigung der jeweiligen Ausbildungsstufe Techniker oder Ingenieur jeweils mindestens zwei Jahre im Unternehmen zu arbeiten und hier eigenverantwortlich Projekte zu übernehmen. Das Ergebnis: Karriere nach Mass zu beiderseitigem Vorteil.

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